Paris/Frankreich – Die Shincheonji Kirche Jesu in Frankreich hat am Dienstag auf einen Artikel der Tageszeitung Le Parisien vom 7. April reagiert und diesen als tendenziös, unausgewogen und diffamierend bezeichnet. Die Kirche beklagt insbesondere, dass der Artikel überwiegend auf den Aussagen eines anonymen ehemaligen Mitglieds basiert und dabei wesentliche Fakten sowie ihre ausführliche Stellungnahme nahezu vollständig ignoriert wurden.
Der Artikel mit dem Titel „Sie behandelten uns wie Tiere“ stützt sich auf persönliche Aussagen eines ehemaligen Mitglieds und listet eine Reihe kritischer Punkte wie Ausbildungslager, Isolation und finanzielle Forderungen auf. Laut der Kirche seien jedoch nur zwei Sätze ihrer umfangreichen schriftlichen Antwort in den Artikel aufgenommen worden. „Wir haben fleißig Tausende von Wörtern schriftlicher Antworten auf zwölf Fragen übermittelt, die uns der Reporter im Voraus geschickt hatte – weniger als ein Prozent davon wurde verwendet“, so ein Sprecher der Kirche.
Die Kirche äußerte zudem Verwunderung über die Schnelligkeit der Veröffentlichung: Nur vier Stunden nach Übermittlung der Antworten sei der Artikel erschienen. Dies lasse auf eine gezielte Kampagne schließen. „Wenn es schriftlich nicht ausreichte, hätte man vor Ort den gelebten Glauben sehen und direkt mit Mitgliedern sprechen können“, ergänzte der Sprecher. Die Kirche habe jederzeit Bereitschaft zu einem offenen Dialog signalisiert.
Zur besseren Einordnung veröffentlichte die Kirche ergänzend persönliche Zeugnisse aktiver Mitglieder. Theresa (29), Mitglied seit sechs Jahren, betonte: „Der Glaube ist ein freiwilliger Akt. Hier habe ich Gott richtig kennengelernt und gelernt, in der Welt als Mensch Gottes zu handeln.“ Axel (30) erklärte: „Vor Shincheonji war ich auf der Suche nach dem Sinn meines Lebens. Heute habe ich eine erfüllende Mission, reise viel und habe meine Frau in der Kirche kennengelernt.“
Zur reißerischen Überschrift des Artikels erklärte die Kirche: „Keiner von uns wurde je so behandelt. Diese Formulierung wurde allein zur Sensationssteigerung genutzt.“ Ebenso seien Behauptungen über angebliche Einflussnahme auf Beziehungen oder körperliche Bestrafung nicht haltbar. Der Fall einer Trennung sei beispielsweise auf persönliche Entscheidungen der Betroffenen zurückzuführen und nicht durch die Kirche initiiert worden.
Auch zur angeblich problematischen Nutzung eines Fotos äußerte sich die Kirche: Das Bild zeige eine harmlose Szene vor dem Kircheneintritt des Abgebildeten. Dieser sei heute noch aktives Mitglied und habe angekündigt, sich juristisch gegen die unautorisierte und irreführende Verwendung seines Bildes zur Wehr zu setzen.
Was die erwähnten „Trainingslager“ betreffe, so handele es sich um freiwillige und befristete Programme zur geistlichen Vertiefung, ohne jeglichen Zwang oder körperliche Bestrafung. Diese Programme würden derzeit nicht mehr angeboten.
Behauptungen über Datensammlungen, Einschränkungen bei der Internetnutzung oder familiäre Trennungen wies die Kirche ebenfalls zurück: „Wir sammeln nur das absolute Minimum an Informationen zur seelsorgerischen Betreuung. Unsere Mitglieder führen ein offenes Leben in Familie und Gesellschaft.“
Zur Verwendung des Begriffs „ECA-Akademie“ erklärte die Kirche, dass es sich dabei um einen temporären Namen eines Bibelunterrichts aus dem Jahr 2019 gehandelt habe, wobei die Zugehörigkeit zur Shincheonji Kirche Jesu stets offen kommuniziert worden sei.
Die Kirche appellierte an die Medien, differenzierter zu berichten, verschiedene Perspektiven einzubeziehen und verantwortungsvoll mit der Glaubensfreiheit umzugehen. „Eine voreingenommene Berichterstattung über bestimmte Religionen kann Stigmatisierung und Vorurteile fördern und verletzt das Recht auf Religionsfreiheit“, sagte ein Kirchenvertreter. Die Kirche setze sich weiterhin für Transparenz und Dialog ein, um ein besseres Verständnis zu ermöglichen.